
Im Foyer des Primarschulhauses steht seit dem Bau (1965) die Bronzesäule von Erwin Rehmann. Generationen von Schulkindern sind in den letzten 60 Jahren daran vorbei gelaufen. Da das Primarschulhaus im Sommer 2025 zurückgebaut wird und einem Ersatzneubau Platz macht, musste für das Kunstwerk ein neuer Standort gesucht werden.
Der Künstler Erwin Rehmann aus Laufenburg, der für die Kunstwerke am Bau verantwortlich war, schrieb in seinem Tagebuch:
«Ich war bereits in Staufen bei Lenzburg. Dort hatte Architekt Richard Lehmann den Auftrag, sein Schulhausprojekt zu realisieren. Er gelangte frühzeitig an mich, bevor seine Wände aus dem Fundament in die Höhe stiegen, um von mir Vorschläge zur künstlerischen Bereicherung zu bekommen.(…)
Nur der alte Herr Pfarrer von der Staufberg-Kapelle hatte Mühe mit meiner Formensprache. Bis die vertretene Lehrerschaft brüsk auf ihn losging mit dem Winkpfahl: Die Zeit von Hänsel und Gretel sei vorbei. Der alte Mann tat mir so leid, dass ich ihn in Schutz nahm. Er meinte, was er selber nicht verstehe, könnten die Kinder schon gar nicht deuten. Dieser gute alte Herr! Auch für meine «Zellkörper-Säule» Nr. 97 in Bronzeblech, die ich mitten in die Pausenhalle stellte, fand er kein gutes Wort. Ungegenständlichkeit war für ihn eine Welt, mit der die Kinder überfordert seien. Alle anderen der Baukommission dachten, es sei umgekehrt. Der Architekt unterstützte sie. So war es für unseren Kanton Aargau das erste Mal, dass ein Künstler mit einem ungegenständlichen Werk zum Zuge kam. Architekt Lehmann behielt mich im Auge und kam bei späterer Gelegenheit in Zürich wieder auf mich zu.» (Erwin Rehmann, Memesis, 2011, Bd. 1-3: hier Bd. 1 S. 109)
Es ist so, nicht nur der damalige Pfarrer hatte Mühe mit den modernen Kunstwerken. Viele (kleinere) Schülerinnen und Schüler sahen in ihrer Phantasie in der Bronzesäule verborgene Fratzen und angstmachende Masken und fürchteten sich (aus diesem Grund war die Plastik während längerer Zeit verhüllt oder mit Mobiliar verdeckt).
Die aus Bronzestücken zusammengeschweisste Säule wurde während den Frühlingsferien vom Metallgestalter und Goldschmied Franz Arnold aus Schafisheim sorgfältig demontiert. Er hat die 180kg schwere Skulptur in sein Atelier gezügelt und diese dort für ihren neuen Auftritt vorbereitet.
Das Kunstwerk erhält vor dem Zopfhuus, dem Staufner Kulturhaus, einen würdigen und angemessenen Standort. Ein Platz, der dem abstrakten Kunstwerk von Erwin Rehmann den nötigen Raum gibt, um zur Geltung zu kommen. Und das Zopfhuus erhält zu seinem fünfzigjährigen Bestehen (eingeweiht 1975) quasi ein Geburtstagsgeschenk, das bereits 60-jährig ist. Eine Tafel an der Fassade wird künftig an die erfolgreiche Zügelaktion der Skulptur erinnern.
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Wie sieht 60 Jahre später dem Metallgestalter Franz Arnold das Werk von Erwin Rehmann? Höre das Gespräch zwischen Franz Arnold und Gallus Zahno.
So macht sich das Kunstwerk am neuen Standort:


Es war einmal… (eine Geschichte von Sabina Tschachtli für Kinder und auch für alle anderen)
….ein Bub, der lebte im schönen Dorf Staufen im Kanton Aargau. Er hiess Samuel und er liebte zwei Dinge: sein Dorf und Geschichten.
Er war gerne draussen, durchstreifte den Wald am Staufberg und entdeckte Fuchshöhlen und Krähennester. An einem lauen Sommerabend, kurz bevor der Bub nach Hause musste, hörte er eine feine Stimme. «Leumas, leumas, öffne Dich!» Leise suchte er den Waldboden ab, bis er einen merkwürdig geformten Baumstrunk sah. «Leumas, leumas, öffne Dich!» Jetzt sah er auch den Zwerg, der beim Baumstrunk ein Stück goldene Rinde berührte und nochmals den Spruch «Leumas, leumas, öffne Dich!» aufsagte. Da tat sich in der Baumrinde eine Tür auf, und hinter der Tür öffnete sich eine Höhle mit den allerschönsten Dingen, die sich der Bub vorstellen konnte. Er kam nicht aus dem Staunen heraus, und gerade, als er einen Schritt durch die Tür machen wollte, tönte ein lauter Ruf durch den Wald: «Samuel! Saamueel!» Mit einem lauten Knall fiel die Türe im Baumstrunk ins Schloss. Der Zauber war vorbei. Sein grosser Bruder packte Samuel am Arm und schimpfte, dass er schon wieder zu spät nach Hause komme.

Der Baumstrunk steht heute vor dem Zopfhus. Er ist schon so alt, dass er ganz metallig ist. Die goldene Stelle in der Rinde sieht man immer noch. Und ab und zu, meistens beim Einnachten, steht jemand beim Baumstrunk, berührt die goldene Stelle und murmelt: «Aerdna, Aerdna, öffne Dich!».
Du darfst es auch versuchen, aber pass auf, es geht nur mit deinem eigenen Zauberspruch. Kennst du ihn?
Geschichte: Sabina Tschachtli

Eine ganz schöne und passende Geschichte für Kinder! Auch die von Albert auf dem Affenbrunnen gefällt mir ausgezeichnet. Bitte mehr davon!
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