
Martin Weibel begleitet im Auftrag der Gemeinde Staufen das Projekt Schulraumerweiterung an der Zopfgasse. Er vertritt die Gemeinde als Bauherrin gegenüber dem Totalunternehmer (TU) Schäfer AG (Bei der Sporthalle übernimmt diese Aufgabe Walter Tschudin gegenüber dem TU Frutiger). Bei den beiden grossen Bauprojekten der Gemeinde erbringt der Totalunternehmer nicht nur alle Bauleistungen, sondern ist auch für die Planung und Projektierung zuständig. Der Totalunternehmer liefert am Schluss einen kompletten Bau (z.B. Vierfach-Kindergarten) zu einem fixierten Termin ab.
Im Interview erklärt Martin Weibel seine Funktion und Aufgabe als Bauherrenvertreter.
Martin, du bist der sogenannte «Bauherrenvertreter» der Gemeinde Staufen beim Neubauprojekt Schulhaus Zopf (Kindergarten). Weshalb hast du dich für diesen Auftrag beworben?
Ich bedanke mich sehr für die Möglichkeit, meine Aufgabe im Zusammenhang mit dem Bau des Schulhauses Zopf zu erläutern. Die Gemeinde ist stark gewachsen, sie muss ihre Infrastruktur anpassen. Sie muss eine Sporthalle und weitere Schulräume bauen. Bauen ist eine Herausforderung und anstrengend. Das Resultat muss auf jeden Fall gelingen. Die Bauten entstehen mit den Geldern der Einwohner und werden auch von diesen genutzt.
Und weil wir uns in Staufen seit drei Jahren sehr wohl fühlen, wollte ich der Gemeinde auch wieder etwas zurückgeben. Es ist nicht einfach ein weiterer Auftrag für uns. Als Wahlstaufner bringen wir all unsere Erfahrung und unser Geschick in diesen Prozess mit ein, wie wenn es um unseren eigenen Bau ginge. Um das geht es ja auch – genau genommen.
Kannst du deine Aufgabe als Bauherrenvertreter beschreiben?
«Bauen» ist ein Beruf und «bauen lassen» eben auch. Planen und bauen sind äusserst komplexe Angelegenheiten. Wenn die Gemeinde baut, ist es wegen den Vorgaben für das öffentliche Beschaffungswesen doppelt kompliziert. Die Gemeinde kann sich ihre Architekten und Unternehmer nicht frei aussuchen. Eine Jury bestimmt in einem Wettbewerbsverfahren das beste Projekt. Passen die hinter diesem besten Projekt stehenden Menschen auch zu uns? Werden Sie mit uns jederzeit am gleichen Strick ziehen? Werden sie verstehen, dass sie nicht für sich, sondern für uns beziehungsweise letztendlich für unsere Kinder bauen? Wird die erwartete Qualität stimmen? Werden die Kosten wirklich eingehalten? Wird es rechtzeitig fertig? Falls wir etwas am Projekt anpassen wollen, stimmt dann der Preis noch oder ist dann plötzlich alles teuer? Wird das Projekt so schön wie auf den Visualisierungen oder regieren plötzlich die lieben Sachzwänge…
In all diesen Fragen kennen wir uns aus. Weil wir als Architekten immer für den Bauherrn das Beste wollen, kennen wir beide Seiten: «bauen» und «bauen lassen»; Planer bzw. Handwerker und Bauherr sein. Um das bestmögliche Resultat erreichen zu können, muss es beiden Seiten gut gehen. Vielleicht dem Bauherrn ein ganz klein wenig besser.
Dafür sind wir da.
Der Neubau wird von einem Totalunternehmer erstellt. Welche Chancen und Risiken hat diese Form bei der Erstellung einer öffentlichen Baute für die Gemeinde Staufen?
Jedes gewählte Baumanagementmodell hat seine Chancen und seine Risiken. Immer ist es eine Frage der Partnerschaft. Passen die Menschen zueinander? Haben alle Projektbeteiligten den uneingeschränkten Willen, die Gegenseite zu verstehen? In unserem Fall haben wir echtes Glück. Bereits im anonymen Wettbewerb war spürbar, dass hinter den «3 Musketieren» eine exzellente Truppe von Architekten und Baumanagern steht. Und nun beim Start der Realisierung zeigt sich, dass alle Beteiligten sehr achtsam, gleichzeitig professionell und mit viel Herzblut am gleichen Strick ziehen.
Beim Projekt an der Zopfgasse ist die Gestaltung der Umgebung sehr wichtig. Es entsteht ein neuer Gemeindeplatz zwischen Zopfhuus, Gemeindehaus und dem Schulhaus. Die Kinder benötigen einen grosszügigen Spielplatz. Wie siehst du da deine Rolle?
In diesem Projekt ist die «Umgebung» eben nicht nur ein dekorierter Abstand zwischen zwei Gebäuden. Es geht um die Aussenräume der drei Gebäude. Es ist wichtig, dass die Gestaltung alle Nutzer und Nutzungen ermöglicht und trotzdem ein neues Ganzes entstehen kann. Wir erinnern uns: Der Platz war im Wettbewerb ausserhalb des Bearbeitungsperimeters. Und jetzt erhalten wir innerhalb des Budgets zusätzlich zum Schulhaus Zopf auch noch einen wunderschönen Gemeindeplatz.
Du begleitest nun das Projekt seit Beginn. Im Moment werden die Grundlagen für die Baugesuchseingabe geschaffen. Welche Erfahrungen machtest du bis jetzt mit den Beteiligten rund um das Projekt?
Ich kann das sehr einfach ausdrücken: Ich freue mich auf jede Sitzung, die um dieses Projekt geht!
Zum Schluss noch eine persönliche Frage. Du wohnst mit deiner Familie an der Hinterdorfstrasse. Euer Haus schmücken die Buchstaben «ZIMTGEERE». Viele Leute, die am neu gebauten Haus vorbeispazieren, spekulieren über deren Bedeutung. Kannst du das Rätsel auflösen?
Mit diesem Haus ist unsere Familie in Staufen angekommen. Es stand vorher schon fast 200 Jahre lang da. Wir haben es durch einen Neubau ersetzt, der gleichzeitig zu uns und zu Staufen gehört. Und wir haben dem Haus diesen Namen gegeben. Die Buchstaben sind alt, stammen von einem anderen Haus in der Region und haben etwas Anderes bedeutet. Der augenzwinkernde Teil liegt darin, dass unser Grundstück im Grundbuch mit einem Metzgerei-Gewerbeverbot belegt ist. So haben wir darauf geachtet, dass der neue Name eher an ein feines Gebäck als an eine Wurst erinnert.

Ein spannender Beitrag und ein gelungenes Foto des Bauherrenvertreters.
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